In den zwanziger Jahren verbreitete sich der Son über
die gesamte Insel und in die Städte. An jeder Straßenecke hörte
man seinen lasziv synkopierten Rhythmus. Die Musiker begleiteten sich
auf handlichen leichten Instrumenten: dem tres (einer kleinen Schwester
der spanischen Gitarre), Bongotrommeln, maracas (hierzulande als Rumbakugeln
bekannt) und den claves.
Als Bass fungierte meist eine leere Flasche. Als nun
der Son zum beliebtesten Tanz der Haupstadt avancierte und die tanzwütigen
Habaneros immer größere Tanzsäle füllten, erwies
sich diese Instrumentierung als zu dürftig. So kamen Gitarre, Kontrabass
und Trompete hinzu - die instrumentale Grundausstattung der zahllosen
sextetos und septetos im Havanna der zwanziger Jahre.
Der blinde Tres-Spieler Arsenio Rodríguez leitete
1940 eine neue Phase für den son ein: Er fügte dem traditionelln
Son-Septett zwei Trompeter, zwei Sänger, einen Pianisten und einen
Conga-Spieler hinzu, nannte diese Orchsterform conjunto und produzierte
einen spezifischen Klang, den man heute als Wegbereiter der New Yorker
Salsa erkennen kann.
Bekanntester Sonero dieser Zeit war Benny Moré,
dessen Platten noch heute in Cuba gerne gehört und
gekauft werden. Insbesondere galt er als Meister des Son Montuno, der
schnellsten und temperamentvollsten Variante des Son aus den Bergen des
Ostens, der oft in großer Orchesterbesetzung gespielt wird.
In den vierziger und fünfziger Jahren machten dem
son zwei neue cubanische Rhythmen Konkurrenz, die um die Welt gingen:
Mambo und Chachachá. Alle drei Tänze werden traditionell von
Charanga-Orchestern gespielt, deren Klang entfernt an europäische
Kaffeehaus-Orchester erinnert: leicht zittrige Geigen, ein sanft verstimmtes
Klavier, eine konzertante Querflöte, ein rhythmischer Kontrabass
und die hier spezifische karibische Perkussion.
In dem Lied "Mi Salsa Cubana" von Septeto Raison
heißt es: "...im cubanischen Salsa-Topf köcheln Son, Mambo,
Guaguancó und Chachachá vor sich hin und verbreiten einen
unwiderstehlichen Duft." In den siebziger Jahren gelangte der Son
schließlich in die USA. Bekannte Namen wie Celia Cruz oder Tito
Puente sorgten dafür, dass er speziell in der Musik- und Nachtclubszene
von New York rasch begeisterte Anhänger fand.
Das
wachsende Interesse stieß bald auf die Resonanz der Medienindustrie:
sie begann den son unter dem Begriff Salsa (scharfe Soße) weltweit
zu vermarkten. Ein typisches Produkt dieser kommerzialisierten Variante
ist beispielsweise die Salsa Romantica, die auch dem "weniger feurigen"
amerikanischen bzw. europäischen Geschmack entsprach und sich international
durchsetzen konnte.
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